Amethyst
verdanken wir ihn Bacchus?
Es war einmal eine niedliche, hübsche Nymphe namens Amethys, die das Wohlgefallen des Gottes Bacchus erweckte
und der sie gegen ihren Willen mit seiner Liebe verfolgte. Voll Entsetzen beschwor sie Diana, die Göttin der Keuschheit, sie vor den Nachstellungen ihres trunkenen Liebhabers zu retten. Und
Diana erhörte ihr Flehen. Als Bacchus von ihr Besitz nehmen wollte, wurde sie von der Göttin in ein leuchtendes Juwel verwandelt. Daraufhin gab ihr der beschämte und ernüchterte Bacchus die tief
purpurrote Farbe seines Lieblingsweines und verlieh ihr zugleich die Kraft, den bösen Einfluss der Trunkenheit zu bannen. Auf dieser antiken Legende beruht der Name Amethyst, der von den
Griechen als der Unberauschte gedeutet wurde, denn weil er selbst berauscht ist, muss er natürlich vor der Trunkenheit schützen; eine Vorstellung, die bis ins 18 Jh. gültig war. Allerdings
äußerte sich schon der berühmte Naturforscher und Schriftsteller Plinius der Ältere sehr kritisch im Buch 37 seiner "Naturgeschichte" (sie enthält die älteste Beschreibung des Mineralreichs, wie
sie im Altertum bekannt war): "Die Lügenhaftigkeit der Magier verheißt, dass die Amethyste der Trunkenheit widerstehen und danach heißen". Die Eigenschaft, dass er Tugend verleiht, macht es
verständlich, dass die Bischöfe und Kardinäle den Amethyst seit dem 6. Jh. bis heute als Ringstein tragen. Überhaupt genoss der Amethyst im Mittelalter ein viel höheres Ansehen als heute und man
findet ihn sehr häufig in Diademen und Kronen, beispielsweise in der "Pfälzischen Krone" in der Schatzkammer der Münchner Residenz. Der Amethyst ist ein typisches Mineral der hydrothermalen
Restkristallisation. Das heißt, er entsteht nach der Hauptkristallisation der magmatischen Gesteine (zum Beispiel Basalte) in wässrigen, überhitzten Lösungen, die unter Druck stehen. Diese
fluiden Lösungen dringen in Hohlräume ein (Klüfte, Mandeln, Geoden oder Drusen)
und kristallisieren dort aus. Solche Drusen, für die vor allem Brasilien
berühmt ist, können bis zu Metergröße erreichen und sind innen mit in den Hohlraum ragenden Amethystkristallen besetzt. Gerade beim Amethyst lässt sich oft sehr gut beobachten, dass die Farbe
in der Spitze konzentriert ist. Besonders auffällig ist das bei den hübschen, nur wenige Zentimeter erreichenden Kristallen von Mexiko. Bei ihnen sitzt die violette Farbe nur in den Spitzen und
schon nach wenigen Millimetern gehen sie in farblosen Bergkristall über. Und noch etwas ist typisch für Amethyst: Sie zeigen häufig eine ungleiche Farbverteilung mit helleren und dunkleren
Wachstumsstreifen, weshalb man beim Schleifen des Steins in die Form, dem Ebauchieren, die beste Farbe in die Tafel legen muss. Auf alle Fälle ist die unregelmäßige Farbverteilung, wenn man sie
beobachtet, ein Beweis für einen echten, einen natürlichen Stein.
Die Vorkommen von Amethyst sind weltweit, doch immer noch besitzt Brasilien die weitaus meisten und größten Fundstellen, vor allem in den Bundesstaaten Bahia (berühmt sind Brejinho und Capeluda),
Minas Gerais (unter anderem Ataleia) und Rio Grande do Sul (Palmyra). Die brasilianischen Amethyste können sehr groß werden, geschliffene Steine mit 30, 40 oder mehr Karat sind keine Seltenheit.
Generell ist hier noch anzumerken, dass bei facettierten Steinen keine oder nur wenig Einschlüsse geduldet werden, einschlussreicheres Material wird zu Cabochons verschliffen oder aber
graviert. Die
Amethystvorkommen Brasiliens ziehen sich bis nach Uruguay hinein, doch für diese Steine ist sehr typisch, dass die Kristalle viel kleiner, dafür aber gutfarbiger und wesentlich dunkler violett
sind. Ein weiteres Vorkommen befindet sich in Südamerika in Bolivien. Diese Amethyste sind häufig sehr groß, dafür aber meist hellviolett mit einer typischen Fliederfarbe. Eine Besonderheit
Brasiliens und Boliviens sind die zweifarbigen Amethyste die Ametrine, die aus violettem Quarz und gelbem Citrin bestehen, mit einer recht scharfen Farbgrenze dazwischen.
Die mexikanischen Amethyste wurden weiter oben schon erwähnt. Sie werden nicht verschliffen, sondern sind reine Sammlersteine. In Nordamerika gibt es viele verschiedene Vorkommen in den USA (Maine, Arizona, Nordkarolina), aber auch in Kanada (Elbow Lake/ Ontario). Asien und Australien spielen nicht die große Rolle wie bei anderen Farbedelsteinen; die Fundländer werden deshalb weiter unten angeführt. Bis zur Oktoberrevolution war Russland mit dem Vorkommen von Mursinka im Ural ein bedeutender Lieferant gutfarbiger Amethyste.
Amethyst in Europa Blickpunkt der Edelsteinliebhaber.
Neben Rhodesien (Simbabwe), Tansania und Namibia (Skelettküste) ist vor allem Sambia, das ehemalige Nordrhodesien, zu nennen. Im Süden des Landes werden in Klüften mit die besten Amethyste
abgebaut, die es derzeit auf dem Weltmarkt überhaupt gibt. Das Besondere an diesen Steinen ist neben ihrer Gutfarbigkeit und häufigen Reinheit der Farbwechsel, den sie besitzen. Sie wechseln sehr
deutlich und eindrucksvoll von einem Blauviolett im Tageslicht schlagartig zu einem purpurartigen Rotviolett im Kunstlicht (am schönsten bei Glühlampenoder Kerzenlicht mit ihrem hohen
Rotanteil). An dieser Stelle ist hier noch anzumerken, dass die Amethystkristalle hauptsächlich nahe der Oberfläche oft Einschlüsse, Risse, Wolken oder Federn haben. Durch Abklopfen mit dem
Klopfhammer muss das verwertbare Material herausgeschält werden. Man spricht deshalb von geklopften Amethysten. In erster Qualität beträgt die Ausbeute selten mehr als ein Prozent. Der Amethystquarz ist ein derbes, in massigen
Stücken vorkommendes Quarzgestein. Er ist transluzent bis opak (durchscheinend bis undurchsichtig) und in den meisten Fällen an seiner typischen Bänderung zu erkennen, denn es wechseln sich
Amethyst mit weißem Quarz ab. Die Fundorte dafür befinden sich in Brasilien, USA. Madagaskar und Südafrika. Da er in größeren Stücken abgebaut wird, wird er neben Cabochons auch gerne zu
kunstgewerblichen Arbeiten verschliffen. Gegenüber Amethyst ist seine Bedeutung allerdings wesentlich geringer.
Chemische Zusammensetzung: SiO2 Siliziumdioxid mit Spuren von Eisen (Fe) als farbgebender Substanz
Kristallsystem: trimetrisch (trigonal);
typisch sind sechsseitige,
oft quergestreifte
Prismenflächen, die in
dreiseitigen Pyramiden
enden
Härte: 7
Spezif. Gewicht: 2,63 – 2,67; meist 2,65
als typischer Quarzwert
Lichtbrechung: 1,532 – 1,554
Doppelbrechung: 0,006 – 0,010; häufig ist 0,008 Spaltbarkeit: keine, typisch ist muscheliger Bruch Glanz: Glasglanz, auf Bruchflächen typischer Fettglanz
Amethyst und seine Farbe Violett als Ende und Anfang zugleich
Farbe: hellbis dunkelviolett
Fundort: Brasilien, Uruguay, Bolivien,
Mexiko, USA, Kanada, Ceylon
(Sri Lanka), Indien, Burma,
Japan, Korea, Australien, Russ
land, Frankreich, Deutschland,
Namibia, Tansania, Rhodesien
(Simbabwe), Madagaskar,
Sambia
Die Edelsteinfirma A. Ruppenthal KG in IdarOberstein führt ein reichhaltiges Sortiment an Amethyst. Vom kleinen kalibrierten Stein bis zu Einzelstücken über 40ct ist eine reiche Auswahl an
Amethysten im Glattschliff als Cabochon, vor allem aber facettiert vorhanden. Dazu kommen noch Ketten in allen Formen und Größen und das in einer Auswahl, die wirklich keine Wünsche offen lässt.
Selbstverständlich ist auch Ametrin und Amethystquarz im Programm. Empfindlichkeit und Verarbeitung: Da Quarz bzw. Amethyst keine Spaltbarkeit hat, besitzt er grundsätzlich gute
Tageeigenschaften. Trotzdem muss man beim Fassen vorsichtig sein, denn feine Kanten oder dünn geschliffene Rondisten splittern wegen einer gewissen Sprödigkeit des Quarzes leicht. Außer gegen
Flusssäure ist der Quarz gegen Säuren unempfindlich. Vor großer Hitze über 300 bis 400°C sollte man Amethyste unbedingt schützen, da sie dann die Farbe verändern können. Im Regenbogenspektrum des Lichtes
ist Violett die letzte Farbe, danach kommt das Ultraviolett. Violett symbolisiert damit zugleich das Ende des Bekannten und den Anfang des Unbekannten. In England war noch bis in die 1950er
Jahre neben Schwarz auch Violett als Trauerfarbe üblich. Nach wie vor wird Violett mit dem Geist assoziiert. Für den Römer Plinius (siehe oben) symbolisierte diese Farbe wie Gold Größe und
Triumph. In Japan war Violett stets die Farbe des Sieges. Neben Schwarz und Rot gilt Violett als magische Farbe, die mit der Phantasie und dem Unwirklichen verknüpft ist. Das rotstichige
Violett war als Purpur im alten Rom für die Senatoren und Herrscher ein Machtsymbol und übte eine große Anziehungskraft aus; das blieb so bis in die Neuzeit hinein. Violett ist keine Farbe der
Demut und Bescheidenheit. Stets wurde sie empfunden als Farbe des Unkonventionellen, des Originellen und bis heute ist sie die Farbe der Extravaganz geblieben. Der Jugendstil ist die einzige
Kunstepoche, die Violett zur Lieblingsfarbe machte und sogar als Raumfarbe schätzte. Doch ohne Zweifel verbindet Violett Sinnlichkeit und Geist, Gefühl und Verstand, Liebe und Entsagung. Bei
dieser Farbe treffen Bewegung und Ruhe, Körper und Seele aufeinander.